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Waldviertel steinweich

Ein literarischer Reise- und Heimatbegleiter | Thomas Sautner

E-Book (EPUB)
2013 Picus
Auflage: 1. Auflage
240 Seiten
ISBN: 978-3-7117-5188-1

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Kurztext / Annotation
Das Waldviertel ist ein Sehnsuchtsort, mythenumrankt, geheimnisvoll und traumhaft schön. Thomas Sautner, leidenschaftlicher Waldviertler, durchwandert gern seine Heimat: Er streift durch Wälder, klettert auf Restlinge und spürt alten Mythen nach. So beobachtet er den einstigen Waldviertel-Reisenden Franz Kafka, lässt den legendären Räuberhauptmann Grasel wiederauferstehen und Gaukler wie einst durchs Land ziehen.Neben all dem gewährt der Autor auch Einblicke in sein ganz persönliches Waldviertel; er erzählt Geschichten aus der Kindheit, verrät seine Lieblingskochrezepte und erläutert Die sieben Elemente der Region mit liebevollen Anekdoten. Eine kurzweilige historische Erkundung rundet das Buch ab, und auch eine praktikable und vor allem sehr persönliche Empfehlungsliste für Waldviertelreisende darf am Ende nicht fehlen.Eine vielschichtige poetische Landvermessung einer sagenumwobenen österreichischen Landschaft. Ein ebenso spannendes wie amüsantes Kompendium über Geschichte, Land und Leute.

Thomas Sautner wurde 1970 in Gmünd geboren. Als Journalist führten ihn ausgedehnte Reisen etwa in die USA, nach Russland, Japan, Afrika und Südostasien. Heute lebt Thomas Sautner als Autor in seiner Heimat, dem nördlichen Waldviertel, sowie in Wien. Neben zahlreichen Essays und Erzählungen erschienen seine Romane 'Fuchserde', 'Milchblume' im Picus Verlag, 'Fremdes Land', 'Der Glücksmacher' (Aufbau) und zuletzt bei Picus 'Waldviertel steinweich' (2013).

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

»Die sieben Elemente«
des Waldviertels

Aus vier Elementen besteht alles Sein, sagten die alten Griechen: aus Feuer, Wasser, Luft und Erde. Die Buddhisten fügten ein fünftes Element hinzu: Leere. Und die Waldviertler? So bescheiden die für gewöhnlich sind, finden ausgerechnet sie erst mit sieben Elementen das Auskommen: dem Wald, dem Stein, dem Wasser, dem Bier, dem Erpfe (Erdapfel oder Kartoffel), dem Mohn und: dem Karpfen.

Der Wald

Er gibt dem Waldviertel seinen Namen und sein Gesicht. Und in zwei Fällen besteht das Land beinahe aus nichts anderem als aus ihm. Einmal im Südwesten: Dort liegt mit dem Weinsberger Wald Österreichs größtes geschlossenes Forstgebiet. Die zwei weiteren Regionen, in denen es sich gut verloren gehen lässt, liegen nördlich davon: Der Freiwald bei Karlstift und der Forst westlich von Litschau. Hier vereinen sich ausgedehnte Wälder mit dem Böhmischen Wald, der von den Tschechen bezeichnenderweise umava, Rauschwald, genannt wird, bläst über ihm doch in erfrischender Heftigkeit der legendäre Böhmische Wind.

Typisch fürs Waldviertel und die Landschaft prägend sind zudem die unzähligen kleinen und kleinsten Wälder, die allerorts verstreuten Waidln und Bicherln, die ihr Dasein oft dem Granit zu verdanken haben, der in Form von Restlingen aus der Erde ragt. Rund um diese unverrückbaren Wächter des Waldes schmiegen sich Wiesen und Äcker. Häufig sind die derart entstandenen Inseln aus Bäumen und Steinen so überschaubar klein, dass sie selbst beim besten Willen nicht Wald genannt werden können. Umso markanter ragen diese zuweilen nur von Himbeer- und Brombeersträuchern sowie vereinzelten Föhren und Birken bewachsenen Schtanahaufn und Schtoaritschn (Steinhaufen) aus der Gegend. Naturbelassene Kleinstbiotope sind es; Charakterköpfe, die der Normalität ringsum Charisma verleihen.

Die Kleinteiligkeit des Waldes hat freilich auch mit seinen Besitzern zu tun. Gehört der Wald andernorts in Österreich oft den Bundesforsten oder Großindustriellen, gebieten hier Grafen1, Äbte, Pröpste und Bauern über Fichten, Buchen, Föhren, Tannen.

1 Zu den im Waldviertel ansässigen Adelsfamilien zählen etwa Habsburg-Lothringen, Kinsky, Seilern-Aspang, Fürstenberg und Traun.

Den vielen gottesfürchtigen Forstbesitzern ist es auch zu verdanken, dass das Waldviertel die wohl größte Dichte an baumbestandenen Marterln2 aufweist, jenen Kreuzen oder jenen aus Stein gemeißelten Bildstöcken, die von schlichten, gedrungenen Säulen bis zu annähernd kapellengroßen Kunstwerken variieren je nach Schnittmenge aus religiöser und monetärer Hingebung des Spenders. Dort, wo die Menschen besonders arm waren, segnet meist ein blecherner Herrgott die Gegend (mehr oder weniger talentiert auf ausgeschnittenes Blech gemalt). Fast immer aber stehen ihm oder dem Bildstock zwei Bäume rechts und links zur Seite. Ursprünglich hatte das nicht, wie man glauben könnte, ästhetische oder religiöse Gründe, sondern durch und durch praktische: Die frisch gepflanzten Bäumchen waren eine lebende Finanzvorsorge. Sobald die erste Renovierung des Marterls notwendig sein würde, nach fünfzig bis siebzig Jahren, wären die Bäume groß und mächtig und der Holzverkauf würde ausreichend einbringen, um die Instandsetzung bezahlen zu können. Gesetzt wurden meist hochwertige und (damit das Marterl nicht zerstört würde) gerade wachsende Bäume, etwa Linden und Eichen. Nur Zusatznutzen war die Schattenbildung zum Wohle der Pilger und Andächtigen. Anders freilich bei den Alleen: Deren Haup