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Bonjour tristesseOverlay E-Book Reader

Bonjour tristesse

Roman | Françoise Sagan

E-Book (EPUB)
2017 Ullstein
Auflage: 1. Auflage
185 Seiten
ISBN: 978-3-8437-1674-1

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€ 9,99

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Kurztext / Annotation
Françoise Sagan war erst 19, als sie mit 'Bonjour tristesse' die Welt eroberte. Ihr Roman wurde in dutzende Sprachen übersetzt, millionenfach verkauft und verfilmt. Mit großer Treffsicherheit beschreibt sie darin die Befindlichkeiten ihrer jugendlichen Hauptfigur: Cécile ist ein launischer Teenager, scharfsinnig, egoistisch, manipulativ - und dazu verdammt, den Sommer mit ihrem eitlen Vater und seiner jungen, etwas einfältigen Geliebten Elsa in einem Haus an der Côte d'Azur zu verbringen. Zunächst jedoch gelingt es Cécile, die Erwachsenen gegeneinander auszuspielen und den Aufenthalt nach ihrem Geschmack zu gestalten: in herrlicher Leichtigkeit und Freizügigkeit. Bis plötzlich die kluge Anne auftaucht, eine Freundin ihrer verstorbenen Mutter, und die sommerliche Idylle mit erzieherischer Strenge zu zerstören droht. Als der Vater Elsa verlässt und Anne heiraten will, schmiedet Cécile einen Plan - mit tragischen Konsequenzen.

Françoise Sagan wurde 1935 geboren. Mit achtzehn Jahren schrieb sie in wenigen Wochen ihren ersten Roman: Bonjour tristesse wurde 1954 mit dem Grand Prix des Critiques ausgezeichnet. Neben Romanen verfaßte sie Theaterstücke und Drehbücher. Françoise Sagan starb am 24. September 2004 in Honfleur.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

ICH ZÖGERE, diesem unbekannten Gefühl, dessen Wehmut und Süße mich bedrücken, einen Namen zu geben, den schönen, ernsten Namen Trauer. Es ist ein so umfassendes, so egoistisches Gefühl, dass ich mich seiner fast schäme, während mir Trauer doch immer als etwas Achtbares erschienen ist. Ich kannte sie vorher nicht, ich kannte nur die Wehmut, das Bedauern, seltener die Reue. Heute aber umschließt mich etwas wie Seide, zermürbend und weich, und trennt mich von den anderen.

Ich war siebzehn in jenem Sommer und vollkommen glücklich. Die »anderen«, das waren mein Vater und Elsa, seine Geliebte. Ich muss diese Situation gleich erklären, die sonst in einem falschen Licht erscheinen mag. Mein Vater war vierzig Jahre alt und seit fünfzehn Jahren Witwer. Er war ein junger Mann, voller Vitalität und Möglichkeiten, und als ich zwei Jahre zuvor das Internat verlassen hatte, war es mir absolut verständlich erschienen, dass er mit einer Frau zusammenlebte. Weniger leicht hatte ich hingenommen, dass er sie alle paar Monate wechselte! Aber sein Charme, dieses neue, unbekümmerte Leben und meine Veranlagung halfen mir bald dabei. Er war ein lebenslustiger Mensch, geschickt in Geschäftsdingen, immer neugierig und rasch gelangweilt, und er gefiel den Frauen. Ich konnte ihn mit aller Zärtlichkeit lieben, denn er war gut, großzügig, fröhlich und voller Zuneigung für mich. Ich kann mir keinen besseren, unterhaltsameren Freund vorstellen. Zu Beginn dieses Sommers ging seine Liebenswürdigkeit sogar so weit, dass er mich fragte, ob mich die Gesellschaft seiner aktuellen Geliebten Elsa in den Ferien nicht stören würde. Ich konnte ihm nur zureden, wusste ich doch, wie sehr er die Frauen brauchte und dass Elsa uns zudem gar nicht lästig fallen würde. Sie war ein großes, rothaariges Mädchen, ungestüm und mondän zugleich, die in den Studios und Bars der Champs-Élysées als Statistin arbeitete. Sie war nett, ziemlich einfach gestrickt und stellte keine großen Ansprüche. Im Übrigen waren mein Vater und ich viel zu glücklich, wegzufahren, um gegen irgendetwas Einwände zu erheben. Er hatte am Mittelmeer eine entzückende, abseits gelegene weiße Villa gemietet, von der wir seit den ersten heißen Tagen im Juni träumten. Sie stand auf einem Felsvorsprung über dem Meer, von der Straße aus verborgen durch einen Pinienwald. Ein Ziegenpfad führte hinunter zu einer kleinen, goldschimmernden Bucht, die von roten Felsen gesäumt war, zwischen denen das Meer schaukelte.

Die ersten Tage waren strahlend schön. Überwältigt von der Hitze, verbrachten wir Stunden am Strand und nahmen allmählich eine gesunde goldbraune Farbe an, außer Elsa, die krebsrot wurde und sich unter schrecklichen Qualen schälte. Mein Vater versuchte mit komplizierten Beinübungen seinen Bauchansatz abzutrainieren, der sich mit seiner Bestimmung zum Don Juan nicht vertrug. Ich tauchte schon am frühen Morgen ins Wasser, das kühl und durchscheinend war, und tummelte mich darin bis zur Erschöpfung in wilden, chaotischen Bewegungen, um alle düsteren Schatten und allen Staub von Paris abzuwaschen. Ich streckte mich im Sand aus, nahm eine Handvoll davon, ließ ihn in einem weichen gelblichen Strahl durch meine Finger rinnen und sagte mir, dass er wie die Zeit verrann. Was für ein einfacher Gedanke! Und es war angenehm, solche einfachen Gedanken zu haben. Es war Sommer.

Am sechsten Tag sah ich Cyril zum ersten Mal. Er glitt die Küste in einem kleinen Segelboot entlang und kenterte vor unserer Bucht. Ich half ihm, seine Sachen aus dem Wasser zu fischen, und während wir zusammen lachten, erfuhr ich, dass er Cyril hieß, Jura studierte und die Ferien mit seiner Mutter in einer benachbarten Villa verbrachte. Er hatte ein südländisches Gesicht, sehr dunkel, sehr offen, und er strahlte eine Ausgeglichenheit und Sicherheit aus, die mir gefiel. Dabei mied ich normalerweise diese groben Studenten von der Universität, die vor allem mit sich selbst