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Mut zur FreiheitOverlay E-Book Reader

Mut zur Freiheit

Meine Flucht aus Nordkorea | Yeonmi Park

E-Book (EPUB)
2015 Goldmann
320 Seiten
ISBN: 978-3-641-17879-6

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Kurztext / Annotation
Yeonmi Park träumte nicht von der Freiheit, als sie im Alter von erst 13 Jahren aus Nordkorea floh. Sie wusste nicht einmal, was Freiheit ist. Alles, was sie wusste war, dass sie um ihr Leben lief, dass sie und ihre Familie sterben würde, wenn sie bliebe - vor Hunger, an einer Krankheit oder gar durch Exekution. In ihrem Buch erzählt Yeonmi Park von ihrem Kampf ums Überleben in einem der dunkelsten und repressivsten Regime unserer Zeit; sie erzählt von ihrer grauenhaften Odyssee durch die chinesische Unterwelt, bevölkert von Schmugglern und Menschenhändlern, bis nach Südkorea; und sie erzählt von ihrem erstaunlichen Weg zur führenden Menschenrechts-Aktivistin mit noch nicht einmal 21 Jahren.

Yeonmi Park wurde 1993 in Hyesan, Nordkorea, geboren und lebt derzeit in New York, wo sie ein Studium an der Columbia Universität absolviert und bei der UNO tätig ist. Die Geschichte ihrer Flucht aus Nordkorea wurde in der englischen Presse breit dokumentiert, u.a. in Artikeln des »Daily Mail«, des »Telegraph« und des »Independent«. Ihre Aufsehen erregenden Reden, u.a. beim »One Young World Summit« in Dublin, dem »Oslo Freedom Forum« oder »TEDx« in Bath, machten sie einem breiten Publikum bereits vor Erscheinen ihres Buches bekannt. Yeonmi Park ist mit ihren jungen Jahren eine herausragende Aktivistin für Menschenrechte und kämpft mit großem Engagement dafür, ihrem Volk eine Stimme zu geben.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

VORWORT

Es war eine kalte, schwarze Nacht, als meine Mutter und ich am 31. März 2007 das steile Felsufer des Jalu hinunterkletterten, der Nordkorea von China trennt. Über und unter uns waren Patrouillen, und alle hundert Meter standen auf beiden Seiten des Flusses Soldaten, die auf jeden schossen, der die Grenze zu überqueren versuchte. Wir wussten nicht, was uns bevorstand, aber wir wollten um jeden Preis ans andere Flussufer, denn drüben in China hatten wir zumindest eine Chance zu überleben.

Ich war dreizehn und wog siebenundzwanzig Kilo. Eine Woche zuvor hatte ich noch im Krankenhaus meiner Heimatstadt Hyesan gelegen mit einer heftigen Darminfektion, die die Ärzte irrtümlicherweise für eine Blinddarmentzündung gehalten hatten. Ich hatte immer noch starke Wundschmerzen und war von dem Eingriff so schwach, dass ich kaum gehen konnte.

Der junge nordkoreanische Schleuser, der uns über die Grenze brachte, hatte darauf bestanden, dass wir in der Nacht aufbrachen. Er hatte einigen Wachposten ein paar Scheine in die Hand gedrückt, damit sie wegschauten, doch alle Grenzsoldaten in der Gegend konnte er nicht bestechen. Wir mussten also sehr vorsichtig sein. Ich folgte ihm in der Dunkelheit, war aber so wacklig auf den Beinen, dass ich die Böschung auf dem Po hinunterrutschen musste und kleine Steinlawinen auslöste, die den Hang herabstürzten. Er drehte sich um und zischte mir wütend zu, ich solle nicht so viel Lärm machen. Doch es war zu spät. Schon sahen wir die Silhouette eines nordkoreanischen Soldaten, der vom Flussbett aus zu uns hinaufkletterte. Es schien keiner der bestochenen Grenzwächter zu sein.

»Zurück!«, rief der Mann. »Verschwindet!«

Unser Fluchthelfer kletterte zu ihm hinunter, und wir hörten, wie sie sich leise unterhielten. Anschließend kehrte er allein zurück.

»Los, weiter«, befahl er uns. »Beeilt euch!«

Es war Anfang Frühling, es wurde allmählich wärmer, sodass der zugefrorene Fluss an manchen Stellen bereits aufgetaut war. Dort, wo wir ihn überqueren wollten, war er schmal und das Wasser nicht allzu tief. Tagsüber war die Stelle vor der Sonne geschützt, das Eis war also noch fest genug, um unser Gewicht zu tragen - zumindest hofften wir es. Unser Helfer rief mit seinem Handy jemanden auf dem chinesischen Flussufer an, und dann zischte er leise: »Los!«

Er ging voraus, doch meine Füße rührten sich nicht vom Fleck. Wie gelähmt vor Angst klammerte ich mich an meine Mutter. Der Schleuser kehrte zu uns zurück, packte meine Hände und zerrte mich über das Eis. Als wir festen Boden unter den Füßen hatten, liefen wir schnell los und blieben erst wieder stehen, als wir außer Sichtweite der Grenzposten waren.

Das Flussufer war dunkel, doch die Lichter von Changbai auf der chinesischen Seite leuchteten hell vor uns. Ich drehte mich um und warf einen letzten Blick auf das Land, in dem ich geboren worden war. Die Stromversorgung war wie üblich unterbrochen, sodass ich nur den schwarzen leeren Horizont sah. Kurze Zeit später erreichten wir eine kleine Hütte am Rand einiger flacher unbestellter Felder, und erst da spürte ich, wie mir das Herz in der Brust pochte.

Als ich aus Nordkorea flüchtete, träumte ich nicht von der Freiheit. Ich wusste nicht einmal, was es bedeutete, frei zu sein. Ich wusste nur, dass wir sterben würden - an Hunger, an einer Krankheit oder den unmenschlichen Bedingungen in den Arbeitslagern -, wenn meine Familie in Nordkorea blieb. Der Hunger war unerträglich geworden: Für eine Schale Reis war ich bereit, mein Leben zu riskieren.

Doch unsere Reise bedeutete mehr als nur Überleben. Meine Mutter und ich waren auch auf der Suche nach meiner älteren Schwester Eunmi, die wenige Tage zuvor nach China geflohen war und von der wir seitdem nichts mehr gehört hatten. Wir hofften, dass sie auf der anderen Flussseite auf uns warten würde. Stattdessen empfing uns ein glatzköpfiger Chinese mittleren Alters. Der Mann war Koreaner, s