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Sparks

Die Magie der Funken | Eine atemberaubende Reise durch Raum und Zeit | J.R. Dawson

E-Book (EPUB)
2024 S. Fischer Verlag Gmbh
Auflage: 1. Auflage
480 Seiten
ISBN: 978-3-10-491916-4

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€ 14,99

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Kurztext / Annotation
'Der Nachtzirkus' meets 'The Greatest Showman'. J. R. Dawsons funkelndes Debüt um einen magischen Zirkus verzaubert die Leser*innen weltweit. Wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg zieht eine Truppe von Zirkusartisten durch den Mittleren Westen der USA. Ihre Manege ist nicht groß, doch ihre Talente sind mehr als außergewöhnlich: Odette, eine Trapezkünstlerin, kann Krankheiten und Verletzungen heilen. Mauve sagt die Zukunft voraus. Und Rin vermag durch die Zeit zu reisen. Zu dritt versuchen sie mit dem Zirkus, anderen übernatürlich Begabten ein Zuhause zu bieten, Sicherheit und eine Familie. Denn das Leben ist für diese 'Sparks' alles andere als einfach. Die Regierung versucht, sie zu instrumentalisieren oder wegzusperren. Und dann gibt es da noch den grausamen Mitternachtszirkus des mächtigen Circus King, der mit Rin noch eine Rechnung offen hat. Doch die größte Gefahr lauert in der Zukunft: Als Mauve, Odette und Rin auf einer ihrer Zeitreisen erfahren, dass ein weiterer Krieg die Welt in den Abgrund reißen wird, wollen sie alles dafür tun, ihn aufzuhalten ... Für Leserinnen von Erin Morgenstern, Susanna Clarke, R.F. Kuang und V.E. Schwab.

J.R. Dawson hat einen Master in kreativem Schreiben und unterrichtet Kinder für das Nebraska Writing Collective und andere Non-Profit-Organisationen in der weltverändernden Macht des Geschichtenerzählens und Theaterspielens. Zusammen mit ihrem Lieblingsmenschen und drei Hunden lebt sie in Omaha, Nebraska. »Sparks. Die Magie der Funken« ist ihr erster Roman.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Ringmaster, 1926

An einem Dienstag am frühen Morgen rollte der Zirkus in die Stadt ein. Knapp vor der Ortsgrenze schlich sich der angeschrammte Zug auf die Schienen, als die Vögel erwachten und erste Sonnenstrahlen durch die schläfrigen Schatten der in Morgennebel gehüllten Bäume drangen.

Passanten bemerkten seine Ankunft erst, als der Zug schon beinahe an ihnen vorüberrauschte. Auf seinen rot, golden und blau angemalten Waggons stand der Name: Windy van Hootens Phantastischer Zirkus. Die letzten beiden Wagen waren goldviolett gestrichen, ihre dicken Holzbohlen mit Blumenmustern verziert, und rote Gardinen hingen in den Fenstern.

Hier in Des Moines gab es Schienen, auf denen der Zug in den Ort einfahren konnte. An anderen Tagen, in anderen Städten kam der Zug mitten auf einem Feld zu stehen, meilenweit von jedem Bahnhof entfernt. Wie durch Magie.

Aber es war keine, es waren Sparks.

Der Phantastische Zirkus wurde wie andere Zirkusse auch von mageren Anzahlungen, einer sorgfältigen, aber flexiblen Planung und geschickt platzierter Werbung in Gang gehalten, aber diesen besonderen Zug trieb nicht nur sein Spielplan von einem Ort zum nächsten. Er erschien immer zur richtigen Zeit in der richtigen Stadt, und sei es nur für einen einzigen Menschen, der es nötig hatte, eine Aufführung zu sehen.

Zwischen dem Albtraum der Vergangenheit und dem Traum von der Zukunft lag die Gegenwart wie eine Durchgangsstation, in der alle die Orientierung verloren zu haben schienen. Manche erinnerten sich später lebhaft daran, wie ein Besuch im Spark-Zirkus ihr Leben umgekrempelt hatte; andere hätten nicht sagen können, was sie dazu inspirierte, umzudenken und ihr Verhalten zu ändern, aber begonnen hatte es vermutlich an einem Abend im rot-weiß gestreiften Zelt.

Heute, am 8. Juni 1926, war Des Moines, Iowa, an der Reihe.

Als die Stadt erwachte, stand der Zug bereits auf einem Flecken Pachtland unweit der Schienen. Manche Bewohnerinnen und Bewohner ließen die Arbeit liegen und viele Kinder ihre Haushaltspflichten. Sie schauten vom Rand des Geländes zu, wie die Sparks aus den Waggons kamen, um das Chapiteau und die Budengasse zu errichten. Eine von ihnen verwandelte sich in ein Lasttier, ein anderer vervielfältigte sich, um die Arbeit voranzubringen, und eine Dritte stemmte Jahrmarktsbuden über ihren Kopf. Die Stadtbewohner waren ein wenig verängstigt, aber im Lauf des Tages, als überall an den Hauswänden Plakate erschienen und sie mit wachsender Faszination auf das bunte Treiben blickten, wurde ihnen klar, dass ihnen eine seltene Chance auf etwas Außergewöhnliches geboten wurde, also gingen sie allesamt in den Zirkus.

Die Budengasse verströmte die Atmosphäre rauchiger Sommernächte und das Gefühl eines jungen Körpers, der einen steilen Hang hinabrennt. Kreuz und quer über den Köpfen hängende Lichterketten, das melodische Klingeln der Jahrmarktspiele und Zuckerwarenstände erinnerten an ein sicheres Zuhause, nach dem sich alle zurücksehnten, obwohl sie es nie hatten finden können - bis heute.

Ein Kreischen ertönte, und eine Horde Kinder schleifte die dazugehörigen Mütter zu einer hölzernen Rampe. Die Rampe führte in ein Sperrholzgebäude für die Sideshow, die Attraktionen für alle bot, nicht nur für die Männer. Und es wurde kein billiger Flitter geboten. Zwar war der Innenraum aus Brettern und Leuchtfarbe gezimmert, aber er lud Besucher zu aufregenden Erkundungsgängen ein. Mittendrin hüpften lachende Kinder auf einer elastischen Gummibrücke, und ihre Eltern wandelten staunend durch einen Tunnel, der die Illusion erzeugte, sie schwebten im Weltall. Es war alles hölzerne, zahnradgetriebene Mechanik wie aus George Méliès' kühnsten Träumen.

Das Chapiteau dagegen - das große Zirkuszelt und die eigentliche Attraktion des Abends - war zugegebenermaßen schlicht. Es sah ärmlicher aus als bei manchem andere