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Stephen King

E-Book (EPUB)
2021 Heyne
320 Seiten
ISBN: 978-3-641-27738-3

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Kurztext / Annotation
Jamie Conklin wächst in Manhattan auf und wirkt wie ein normaler neunjähriger Junge. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, aber er steht seiner Mutter Tia, einer Literaturagentin, sehr nahe. Die beiden haben ein Geheimnis: Jamie kann von klein auf die Geister kürzlich Verstorbener sehen und sogar mit ihnen reden. Und sie müssen alle seine Fragen wahrheitsgemäß beantworten. Tia hat sich gerade aus großer finanzieller Not gekämpft, da stirbt ihr lukrativster Autor. Der langersehnte Abschlussband seiner großen Bestsellersaga bleibt leider unvollendet - wäre da nicht Jamies Gabe ... Die beiden treten eine Reihe von unabsehbaren Ereignissen los, und schließlich geht es um, nun ja, Leben und Tod.

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis für Mr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.

Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

6

Als Mama merkte, wie schlimm es stand, hörte ich sie am Telefon mit Anne Staley sprechen, einer befreundeten Lektorin. Es ging um Onkel Harry. »Der war schon weich in der Birne, bevor er richtig weich geworden ist«, sagte Mama. »Das ist mir jetzt klar.«

Mit sechs Jahren hätte ich keinen Schimmer gehabt, worum es ging. Aber inzwischen war ich acht, beinah neun, und begriff zumindest teilweise. Sie sprach über den Schlamassel, in den ihr Bruder sich - und sie - gebracht hatte, noch bevor die frühe Demenz sein Gehirn wie ein Dieb in der Nacht davontrug.

Natürlich war ich ihrer Meinung; sie war meine Mutter, wir beide gegen den Rest der Welt, ein echtes Zweierteam. Ich hasste Onkel Harry für die Misere, in die er uns gebracht hatte. Erst später, als ich zwölf oder vielleicht auch vierzehn war, wurde mir bewusst, dass meine Mutter ebenfalls einen Teil der Schuld trug. Eventuell wäre sie in der Lage gewesen, aus der Sache herauszukommen, solange noch Zeit war, sehr wahrscheinlich sogar, aber das tat sie nicht. Wie Onkel Harry, der die Literaturagentur gegründet hatte, wusste sie eine Menge über Bücher, aber nicht genug über Geld.

Sie wurde sogar zweimal gewarnt, unter anderem von ihrer Freundin Liz Dutton. Liz war Detective beim NYPD und ein großer Fan der Roanoke-Saga von Regis Thomas. Meine Mutter hatte sie bei der Präsentation eines einschlägigen Bandes kennengelernt, und die beiden hatten sich gleich prächtig verstanden. Was sich als weniger gut entpuppen sollte. Dazu komme ich noch; vorläufig will ich mich darauf beschränken, dass Liz zu meiner Mutter sagte, der Mackenzie-Fonds sei zu schön, um wahr zu sein. Das dürfte ungefähr zu der Zeit gewesen sein, wo Mrs. Burkett starb; da bin ich mir zwar nicht ganz sicher, aber auf jeden Fall war es vor Herbst 2008, wo die Wirtschaft abstürzte. Unser Anteil daran eingeschlossen.

Onkel Harry hatte früher in einem noblen Club in der Nähe von Pier 90 - dort, wo die großen Schiffe anlegten - Racquetball gespielt. Einer der Sportkameraden war ein Produzent am Broadway, der ihm vom Mackenzie-Fonds erzählte. Er bezeichnete den Fonds als Lizenz zum Gelddrucken, was Onkel Harry wörtlich nahm. Klare Sache. Schließlich hatte jener Freund massenhaft Musicals produziert, die massenhaft Jahre nicht nur am Broadway, sondern im ganzen Land gelaufen waren, und seine Tantiemen strömten nur so herein. (Ich wusste genau, was Tantiemen waren, nicht umsonst war ich das Kind einer Literaturagentin.)

Onkel Harry erkundigte sich, sprach mit irgendeinem großen Tier, das für den Fonds tätig war (allerdings nicht mit James Mackenzie selbst, weil Onkel Harry im großen Finanzzirkus nur ein kleines Tier war), und steckte einen Haufen Geld hinein. Der Ertrag war so gut, dass er noch mehr hineinsteckte. Und immer mehr. Als er dement wurde - und es ging ziemlich schnell abwärts mit ihm -, übernahm meine Mutter sämtliche Konten und Depots und hielt den Mackenzie-Fonds nicht nur, sondern steckte wiederum selbst Geld hinein.

Monty Grisham, der ihr damals bei den Verträgen half, riet ihr nicht nur ab, noch mehr hineinzustecken; er beschwor sie sogar, sie solle aussteigen, solange die Lage noch gut sei. Das war die zweite Warnung, die sie erhielt, und zwar nicht lange nachdem sie die Agentur übernommen hatte. Außerdem meinte Grisham, wenn etwas zu schön aussehe, als dass es wahr sein könnte, dann sei das wahrscheinlich auch der Fall.

Alles, was ich gerade erzähle, habe ich scheibchen- und bröckchenweise herausbekommen, wie bei dem erwähnten Telefongespräch zwischen Mama und der mit ihr befreundeten Lektorin. Bestimmt ist schon jeder selbst draufgekommen, und ich brauche nicht groß auszuführen, dass es sich beim Mackenzie-Fonds in Wirklichkeit um einen fetten Anlagebetrug handelte. Mackenzie und seine fröhliche Diebesbande sammelten eine Million nach der anderen ein und schütteten hohe Gewinne aus, steckt