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Ich, HannibalOverlay E-Book Reader

Ich, Hannibal

Rom wird vor ihr erzittern | Judith C. Vogt; Christian Vogt

E-Book (EPUB)
2024 Piper Verlag
Auflage: 1. Auflage
432 Seiten
ISBN: 978-3-492-60677-6

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€ 14,99

  • noch nicht lieferbar, erscheint 05/2024
  • Als Taschenbuch erhältlich
  • Kurztext / Annotation
    218 v. Chr: Feldherr Hannibal und die Armee Karthagos brechen auf, um Rom zu erobern. Doch statt Hannibal führt dessen Mörderin unter seinem Namen die Armee an, und sie entsendet ihre beste Monsterjägerin, die größten Bestien des antiken Mittelmeerraums zu unterwerfen. Nicht nur von Elefanten, sondern auch von Sphinxen, Harpyien und anderen mythischen Kreaturen verstärkt, greift Hannibal Rom an - und sie setzt dabei alles auf eine Karte. Ein phantastisches modernes Retelling antiker Geschichte, das viele aktuell relevante Fragen aufwirft: Was gilt als monströs? Wie wird Macht über Heere, Menschen und Monster ausgeübt? Und was bedeutet Krieg für die Menschen - über die Bewegungen und Begegnungen von Heeren hinaus?

    Judith Vogt (geb. 1981) brennt für die drei großen F: Fantastik, Fechten, Feminismus. Manchmal allein, manchmal mit Co-Autor Christian Vogt schreibt sie Fantasy- und Science-Fiction-Romane, mit Lena Richter podcastet sie beim »Genderswapped Podcast« zu feministischen Themen im Pen-&-Paper-Rollenspiel. Sie übersetzt, lektoriert und schreibt Rollenspiele und journalistische Texte (zum Beispiel auf TOR-Online). Sie ist Mit-Herausgeberin von »Roll Inclusive«, einem Essayband zu Repräsentation im Rollenspiel, und von »Queer*Welten«, dem ersten deutschsprachigen queerfeministischen SFF-Magazin.

    Beschreibung für Leser
    Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

     

      I.

    Mit dem Einbruch des Frühlings stellte Rom zwei neue gewählte Strategen, Konsuln genannt, an die Spitze der Heere. Gaius Flaminius schlug sein Lager in Etruria auf. Gnaeus Servilius zog am adriatischen Meer entlang. Die Konsuln blockierten den Weg in die römischen Kernlande.

    Hannibal aber, die im Keltenland überwintert hatte, beschloss, den Wünschen der Truppen, besonders der Tausenden neuen gallischen Verbündeten, zu entsprechen. Sie hatten die Überwinterung auf ihrem Land wohlgeheißen, doch ohne ein Vorrücken der Römer nach Norden blieb nun nur das Vorrücken der Eigenen nach Süden, und das erwarteten sie ungeduldig. Hannibal erkundigte sich und erfuhr, dass die beiden Wege ins Feindesland lang und den Gegnern genau bekannt waren, während ein dritter, der durch die Sümpfe nach Etruria führte, beschwerlich sei, und daher niemand diese Passage erwarte. Da Hannibal ihrer Natur gemäß zu Unternehmungen solcher Art neigte, beschloss sie diese Route.

    So plante die Feldherrin den Gewaltmarsch durch raue Gebirgshöhen und schlammige Sumpftiefen: Sie ließ erkunden, welche Pässe geschützt und welche Strecken seicht waren, und stellte an die Spitze des Zuges die Numider und Iberer und die Heilige Schar mit den nötigsten Vorräten. In Bezug auf diese war sie unbesorgt: Wenn sie im Feindesland nur ein einziges Mal unterlagen, wäre das das Ende des Feldzugs. Für den Fall aber, dass sie sich behaupteten, stünde ihnen die etruskische Kornkammer offen.

    Den genannten Einheiten folgten die Kelten und am Schluss die Reiter, mit ihrem Schwager Mago als Führer der Nachhut.

    Der Weg über die Pässe glückte nicht bei den ersten schneefreien Tagen, doch schließlich gelang er. Dann führte der schmale Pfad, den kein Heer je beschritten hatte, durch unberührte Sümpfe. Die Iberer und Numider litten mäßig und arbeiteten sich durch. Die Kelten dagegen kamen schwer voran durch das bereits aufgewühlte Gelände. Alle litten unter den wenigen Ruhepausen, denn sie zogen vier Tage und drei Nächte durch Wasser. Die Flussgötter von Sagunt senkten den Wasserspiegel der vom Frühjahr geschwollenen Sümpfe, doch nicht einmal sie konnten so viel saufen. Von den gewöhnlichen Zugtieren gingen viele im Schlamm zugrunde, und ein Gutes gewährten sie noch im Tode den Menschen: Die Tiere, Karren und das aufgehäufte Gepäck ragten aus dem Wasser empor und boten manch einem ein paar ruhige Stunden im Trockenen.

    Ohne Erschöpfung ritt Hannibal auf dem großen Biest von Qart-Hadast. Sie hatte geplant, ein eigenes Lager nahe dem Lager des Flaminius aufzustellen; teils, damit ihr Heer sich erholen konnte, teils, um die Pläne der Feinde und die Gegend zu erforschen. Doch Maharbal vernahm, dass das Land eine reiche Beute darbiete, und Hannibal gestand ihm und anderen, die darauf drängten, das Folgende zu: Das gesamte Heer würde am Lager des Flaminius vorüberziehen, und den iberischen und numidischen Reitern wurde erlaubt, Vorräte in umliegenden Dörfern und Höfen zu plündern. Entgegen der Absprache legten sie auch Feuer an die Orte, und bald stieg Rauch von den Verheerungen des Landes auf, obwohl Hannibal an der Treue und nicht am Tod der Etrusker gelegen war.

    Flaminius, der über den breiteren Pass des Apennins nach Verstärkung durch Servilius schickte, entbrannte in Unmut. Statt den anderen Konsul zu erwarten, rückte er mit dem Heer aus. So bald wie möglich wollte er sich schlagen.

    Hannibal zog inzwischen Richtung Rom, wobei die Berge ihr zur Linken lagen und der sogenannte Trasimenische See zur Rechten. Die Hydra stellte für Flaminius keine Gefahr dar, denn sie war mit Adherbal auf der Suche nach den Schiffen von Roms Seejägern. Das jedoch konnte der römische Konsul nicht wissen, der das Wasser mehr fürchtete als die Höhen. Gewappnet zog er nördlich am See entlang, und Han