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Der Plan zur Rettung der WeltOverlay E-Book Reader

Der Plan zur Rettung der Welt

Roman | Nick Fuller Googins

E-Book (EPUB)
2024 Heyne
448 Seiten
ISBN: 978-3-641-30326-6

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Kurztext / Annotation
Nach gewaltigen Katastrophen ist die Menschheit seit 15 Jahren klimaneutral. Der Weg dahin war hart: zahllose Tierarten sind ausgestorben, die menschlichen Opfer gehen in die Millionen. Emi kennt diese Zeit nur aus den Erzählungen ihrer Eltern, die als freiwillige Helfer Übermenschliches geleistet haben. Als bei den großen Paraden zu ihren Ehren auf der ganzen Welt Bombenattentate auf Politiker verübt werden, kommen Emi und ihr Vater Larch nur knapp mit dem Leben davon. Kurz darauf steht die Polizei vor ihrer Tür: Emis Mutter Kristina soll für den Anschlag verantwortlich sein. Emi und Larch machen sich auf die Suche nach ihr - eine Reise, die sie von Grönland nach New York und weiter über eine neue, fremde, grüne Welt führen wird ...

Nick Fuller Googins studierte kreatives Schreiben an der Rutgers University in New Jersey und erhielt ein Stipendium für den International Retreat for Writers in Hawthornden Castle, in dem es ganz bestimmt nicht spukt. Er veröffentlichte Kurzgeschichten in Zeitschriften wie »The Paris Review«, »The Sun«, »The Los Angeles Times« und »The Southern Review«, ehe er seinen ersten Roman »Der Plan zur Rettung der Welt« publizierte. Wenn er nicht schreibt, unterrichtet er Viertklässler oder bereitet neue Abenteuer für seine Dungeons & Dragons-Gruppe vor. Nick Fuller Googins lebt in Maine.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

6  LARCH

Feuerwerke schon vor Sonnenaufgang. Dröhnende Bässe lassen unsere Wände wackeln. Nachbarn lachen laut, arbeiten schon an ihrem Alkoholpegel. Heute ist der Tag. Ich rolle mich zur Seite und schalte meinen Bildschirm an. Paraden in Wellington. Moskau. Johannesburg. Minsk. Uppsala. Der Feiertag arbeitet sich Zentimeter für Zentimeter mit dem Licht der aufgehenden Sonne an uns heran.

Dad?

Emi steht in der Tür.

Ich klopfe auf die leere Seite des Bettes: Feiertagsglotzparty, machst du mit?

Nein, danke. Willst du laufen gehen?

Ich knipse das Licht an. Emi trägt ihre Basketballshorts und ein Sweatshirt. Ihre Turnschuhe in der einen Hand. Meine Turnschuhe in der anderen.

Ernsthaft?, frage ich und gähne. Okay. Ich bin wach. Okay. Los geht's.

Unsere Joggingrunde verläuft schnurstracks stadtaufwärts und dann wieder direkt runter - eine Route, die uns über jede der sechs Plazas führt, die über unserer liegen. Kristina würde jetzt Emis Zeit stoppen. Sie antreiben, dass sie ihre Beine mehr anheben soll. Damit sie ihre Bestzeit schlägt. Aber Emi und ich laufen ein entspannteres Tempo, während wir unter Straßenlaternen, hängenden Gärten und den letzten Resten Polarlicht entlangjoggen. Zwei Morgen, seit Kristina abgereist ist. Zwei Morgen, an denen Emi mich früh zum Joggen aufgeweckt hat: Ihre Art, mir zu sagen, dass sie zu allem bereit ist, solange ihre Mutter sie nicht dazu zwingt. Ich hab eigentlich kein Problem damit. Nur heute. Heute hab ich ein bisschen ein Problem. Es ist extrem früh.

Im ersten Morgengrauen sind wir nicht alleine. Arbeitende mit Stirnlampen legen bei den Essensständen letzte Hand an. Stellen Dixi-Klos auf. Drei ältere Damen sind extra früh auf die Sorlaat Plaza gekommen, um einen guten Platz zu ergattern. Als wir vorbeilaufen, schwenken sie Wunderkerzen.

Im Gipfelpark machen Kristina und Emi immer Liegestützen und Kniebeugen und Lunges. Emi und ich geben uns nur ein High five und streuen ein paar halbherzige Dehnübungen ein. Wir verschnaufen, der Horizont verwandelt sich im Sonnenaufgang in ein dünnes rosa Band. Noch ist es zu dunkel, um die Bucht oder die Fjorde zu erkennen. Unter uns platzen lautlos die ersten Feuerwerksraketen, hinterlassen kleine Wattebäusche am Himmel, lassen kurz die Säulen aus geothermalem Dampf aufleuchten, der von den Pflanzen aufsteigt. Musikfetzen dringen aus der unteren Stadt zu uns. Bläser und Glocken. Eine laute Trommel drischt Viertelnoten. Ich drücke Emis Schulter: Alles Gute zum Tag Null, Em.

Alles Gute zum Tag Null, Dad.

Eigentlich sollte Emi heute Morgen gar nicht mehr hier sein. Sondern mit ihrer Mannschaft im Skiurlaub. Bin ich enttäuscht, dass sie einen Rückzieher gemacht hat? Ein wenig. Sie macht sich so viele Sorgen. Ich will, dass sie ein sorgenfreies Kind ist, das mit seinen Freunden Spaß hat. Aber sie wird erwachsen. Das muss ich akzeptieren. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen. Und diese Woche hat sie sich für mich entschieden. Ich drücke sie noch mal.

Ich hab dich sehr lieb, Em.

Ich dich auch, Dad.

Wir beobachten die Raketen. Genießen die Stille. Dann fragt sie: Bist du froh, dass Mom abgereist ist?

Froh? Nein. Ich bin nicht froh.

Aber es ist lustiger ohne sie. Das musst du zugeben.

Das will ich nicht hören. Deine Mutter liebt dich.

Warum muss sie dann immer ...

Emiliana. Sie will nur dein Bestes.

Hey, ihr Feierwütigen! Frohen Tag Null am Gipfel der Welt!

Fünf junge Männer taumeln die letzten Meter hoch in den Park. Hängen lachend aneinander, schwer mit Flaschen beladen. Entweder das Ende einer sehr langen Nacht oder der Anfang eines sehr langen Tages.

Emi macht einen Schritt hinter mich.

Alles Gute zum Tag Null, Jungs, sage ich.

Sie schwanken zu uns herüber. Einer umarmt mich. Ein anderer drückt mir ein Schnapsglas in