Buchhandlung Spazierer

Suche

UnterwerfungOverlay E-Book Reader

Unterwerfung

Roman | Michel Houellebecq

E-Book (EPUB)
2015 Dumont Buchverlag
Auflage: 1. Auflage
272 Seiten
ISBN: 978-3-8321-8837-5

Rezension verfassen

€ 9,99

in den Warenkorb
  • EPUB sofort downloaden
    Downloads sind nur in Österreich möglich!
  • Als Taschenbuch erhältlich
  • Als Hardcover erhältlich
  • Als Audio erhältlich
  • Als Audio erhältlich
Kurztext / Annotation
Es ist vielleicht der umstrittenste Roman der letzten Jahre: Unterwerfung Unterwerfung Karte und Gebiet Unterwerfung Serotonin

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

II

 

Nach Myriams Fortgang blieb ich über eine Woche lang alleine. Das erste Mal seit meiner Berufung fühlte ich mich nicht einmal imstande, meine Mittwochskurse zu leiten. Die geistigen Höhepunkte meines Lebens waren die Niederschrift meiner Dissertation und die Veröffentlichung meines Buchs gewesen; all das lag mehr als zehn Jahre zurück. Geistige Höhepunkte? Höhepunkte überhaupt? Jedenfalls fühlte ich damals so etwas wie eine Existenzberechtigung. Seitdem hatte ich nur kurze Beiträge für das Journal des dix-neuvièmistes und, seltener, für das Magazine littéraire verfasst, wenn etwas anlag, das meinem Fachgebiet entsprach. Meine Beiträge waren klar, bissig, brillant, im Allgemeinen erfuhren sie Wertschätzung, zumal ich stets pünktlich ablieferte. Aber genügte das als Existenzberechtigung? Inwiefern braucht eine Existenz eine Berechtigung? Sämtliche Tiere und der überwältigende Großteil der Menschen existieren, ohne jemals das geringste Bedürfnis nach einer Berechtigung zu verspüren. Sie leben, weil sie leben, und basta, das ist ihre Denkweise, und sie sterben, weil sie sterben, nehme ich weiter an, womit die Analyse in ihren Augen abgeschlossen ist. Als Spezialist für Huysmans fühlte ich mich verpflichtet, mir wenigstens ein bisschen mehr Mühe zu geben.

Wenn Doktoranden mich fragten, in welcher Reihenfolge man die Werke des Autors, dem sie ihre Dissertation widmen wollen, lesen sollte, antwortete ich immer, dass sie sie in der chronologischen Reihenfolge lesen sollen. Nicht, dass das Leben des Autors einen Einfluss hätte, es ist die Reihenfolge der Bücher, die eine Art geistiger Biografie von ganz eigener Logik darstellt. Im Falle Joris-Karl Huysmans' trat das Problem in Bezug auf seinen Roman Gegen den Strich mit besonderer Deutlichkeit hervor. Wie kann jemand, der ein Buch von derartig überwältigender Originalität geschrieben hat, das in der Weltliteratur seinesgleichen sucht, wie kann so jemand weiterschreiben?

Die erste Antwort, die einem durch den Kopf schießt, ist natürlich: nur unter allergrößten Schwierigkeiten. Das ist es in der Tat, was sich bei Huysmans beobachten lässt. Zuflucht, das auf Gegen den Strich folgt, ist ein enttäuschendes Buch, es hatte gar nichts anderes sein können, und wenn der negative Eindruck, das Gefühl von Stagnation, von langsamem Abfall, das Lesevergnügen nicht vollends zerstört, dann weil der Autor folgende brillante Idee hatte: nämlich in einem Buch, das dazu verdammt ist, enttäuschend zu sein, die Geschichte einer Enttäuschung zu erzählen. Auf diese Weise trägt er, durch die enge Verbindung zwischen dem Thema und seiner Umsetzung, einen ästhetischen Sieg davon: Man langweilt sich schon etwas, liest aber weiter, gleichzeitig fühlt man, dass nicht nur die Figuren während ihres Landaufenthaltes Zuflucht suchen, sondern auch Huysmans selbst. Fast meint man, dass er sich hier erneut als Naturalist versucht (der gemeine Naturalismus des Landes, in dem die Bauern sich noch niederträchtiger und gieriger zeigen als die Pariser), wären da nicht diese traumartigen Einschübe, die den Text zerstören und bewirken, dass er sich nirgends einordnen lässt.

Dass es Huysmans mit dem nächsten Roman gelang, aus der Sackgasse herauszukommen, war auf eine simple, bewährte Methode zurückzuführen: die Einführung einer zentralen Figur, eines auktorialen Sprachrohrs, dessen Entwicklung wir über mehrere Bücher hinweg verfolgen können. All dies hatte ich in meiner Doktorarbeit klar dargelegt. Schwierig war es für mich erst später geworden, weil der entscheidende Moment in Durtals (wie auch in Huysmans') Entwicklung von Tief unten, auf dessen ersten Seiten er sich vom Naturalismus abwendet, über Unterwegs und Die Kathedrale bis hin zu Der Oblate die Konversion zum Katholizismus war.

Selbstredend ist es für eine