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Schade um die Lebenden

Ein Schneeberg-Krimi | Jacqueline Gillespie

E-Book (EPUB)
2013 Haymon
Auflage: 1. Auflage
192 Seiten
ISBN: 978-3-7099-7587-9

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Kurztext / Annotation
SCHADE IST ES UM DIE LEBENDEN. DIE TOTEN HABEN ES OHNEHIN SCHON HINTER SICH.

So trösten sich die Hinterbliebenen von Charlotte von Schwarz, die im Anwesen der Familie am Schneeberg bei Wien ermordet wurde.

Das bedeutet Arbeit für den Wiener Polizeijuristen Dr. Patrick Sandor. Und auch eine alteingesessene Hobbydetektivin setzt all ihre Menschenkenntnis ein, um dem Täter auf die Spur zu kommen.
Jacqueline Gillespies bezaubernd unterhaltsamer Krimi führt in ein kleines Dorf am Fuße des Wiener Hausbergs und zeichnet ein liebevolles und authentisches Porträt des Lebens dort. Obwohl nicht weit von Wien entfernt, scheint hier die Zeit stehengeblieben, und die Welt noch in Ordnung zu sein doch der Schein trügt ...
'Das Besondere an diesem Krimi ist, dass er mit Leichtigkeit zwischen Erzählperspektiven changiert, ohne, dass der Lesefluss auch nur im Geringsten gestört wird. Ein sprachlich sehr verlockender Krimi mit dem Charme des niederösterreichischen Dialektes.'

WEITERE BÜCHER DER AUTORIN:
Schindeln am Dach
Den Letzten beißen die Schweine

Jacqueline Gillespie, geboren 1958 in Wien als Tochter einer Wienerin und eines Schotten, lebt heute in Miesenbach (NÖ). Studium der Romanistik, Tätigkeiten im Managementbereich. Literarische Veröffentlichungen seit 2001.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

1

Die Himbeeren waren schon reif, wie damals das ganze Unglück über Neiselbach gekommen ist, das weiß ich noch. Ich hab nie mehr davon reden wollen, weil ich von Tratscherei nichts halt. Jahr und Tag wird schlecht geredet über die Leut, das hat die Großmutter allweil gesagt, das hab ich mir ein Lebtag lang zu Herzen genommen.

Außer den Meinigen hier oben am Hof hab ich tagelang niemand mehr gesehen gehabt. Wenn es so heiß ist, spazieren die Leute nicht bis zu uns herauf, nur im Frühjahr und im Herbst tun sie das öfter, das hat mit den ersten und den letzten schönen Tagen vom Jahr zum tun. Da rennen die Städter überall herum und nehmen ihre Hund nicht an die Leine und pudeln sich auf, wenn der unsere sie anbellt. Dass bei unserer Einfahrt das Schild "Scharfer Hund" steht, passt ihnen auch nicht, weil sie sich da richtig fürchten, wenn unser Wolfi um die Ecke kommt, so groß und dunkelhaarig wie der ist. Und wenn man ihnen sagt, dass hier überall Jagdrevier ist, heißt es, dass ihr eigener Hund nichts macht. Wers glaubt, wird selig, sag ich dann immer. Wild und Hund gehen nicht zusammen. Wir haben zwar keine Fasanen und Hasen im Revier, aber es ist auch kein Spaß, wenn ein Hund ein Reh oder einen Hirschen hetzt. Grad, wenn im Juli im Revier noch Kinderstube ist, da haben die Rehgeißen ihre Kitze und die Hirschkühe ihre Kälber und brauchen eine Ruh.

Zwei Tage lang hab ich Johannisbeergelee eingekocht, und geschimpft hab ich wie jedes Jahr. Weil es so eine Pitzlerei ist und weil es in dem Jahr fürs Einkochen zu heiß war. Aber was soll man da schon machen? Wie die Gläser in der Stellage im Keller gestanden sind, war ich doch zufrieden - im Winter hat man an sowas eine Freud.

Und weil ich so lang niemand gesehen hab, hab ich mir gedacht, dass der Sohn mich runter zur Heidi bringen soll. Haar schneiden. Die Kusine macht sowas ja auch, die kommt sogar hinauf zu unserem Hof, aber ich wollt hören, was es in Neiselbach Neues gibt. Und weil ich keinen Führerschein hab, muss mich immer wer runterbringen ins Tal. Telefonieren tu ich nicht gern und darauf warten, dass wer auf einen Kaffee vorbeischaut, das hätt mir zu lang gedauert.

Also hat der Sohn mich zur Heidi hingebracht. Bei der Heidi arbeitet ein Mädel, die wascht einem nur die Haar, die Dagmar, schneiden tut die nicht. Haarewaschen mögen die meisten Leut ja nicht, ich aber sehr. Wenn das Mädel mir den Umhang umbindet und fragt, ob sie mich eh nicht okragelt, freu ich mich schon drauf. Der Kaffee, der schmeckt mir auch. Wir haben kein Kaffeehaus in Neiselbach, weil keiner hingehen würd, wir kochen unseren Kaffee alle selber und backen tun wir auch das ganze Jahr. Wär doch schad und eine Sünd, wenn man alles verkommen lassen würd, wo doch ein jeder bei uns Obstbäum hat. Manche von den jungen Leuten probieren neumodisches Zeugwerk. Die kochen das Obst mit Essig und Zwiebel und tun noch Ingwer dazu. Ich hab vergessen, wie man dazu sagt, zum Fleisch und zum Käs isst man das. Also ich brauch das nicht. Noch schlimmer sind die Engländer, die essen zum Lammfleisch Minzmarmelade. Pfui Teufel, das muss erst schmecken. Mir sind meine Preiselbeeren heilig, was anderes kommt mir zum Fleisch nicht auf den Teller.

Das wollt ich jetzt aber gar nicht erzählen, bei der Heidi bin ich stehen geblieben. Die Nachbarin war auch da, die hat sich wieder mit einem Kreuzworträtsel wichtig gemacht. Das macht die immer, aufgelöst hat sie noch nie eines, aber die Heidi und das Mädel müssen immer warten, bis es ihr zu blöd geworden ist, dann dürfen sie ihr die Haar färben. Die beiden haben aber eh mit mir zum tun gehabt, die Heidi hat geschnitten, und das Mädel hat mir dann die Haar auf Lockenwickler gedreht. Eine Dauerwelle, das schaut ordentlich aus, weil die langen Haar, die hab ich mir vor zwei Jahren abschneiden lassen, ich hab sie nimmer aufstecken können, und die Schwiegertochter hat auch nicht immer Zeit gehabt. Wie ich den halben Kopf voller Wi



Jacqueline Gillespie wurde 1958 als Tochter einer Wienerin und eines Schotten geboren, besuchte das Lycée Français de Vienne, studierte Romanistik (Mag. Dr. phil.) und war etliche Jahre im Managementbereich tätig. Sie schrieb schon in Jugendjahren Kurzgeschichten und gewann 1975 den Literaturpreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst im Rahmen desEuropäischen Literaturwettbewerbes. 2001 beschloss sie, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Sie schrieb bisher zwei Kriminalromane: Nimm dir was du willst (2004) und Alles was Recht ist (2006).